2018

Nächtliche Gedanken

Es ist befremdlich und frustrierend.
In kürzeren Abständen kommt ans Licht, was Patres und Kirchenträger Kindern angetan haben, zuletzt Kurienkardinal Georg Pell.
Und was macht die Kirche? Was machen die Orden, so kurz nach der Veröffentlichung der MHG-Studie?
Sie schweigen, verleugnen und verstecken sich weiterhin hinter fragwürdigen Mauern. Medial wird, um die Öffentlichkeit zu beruhigen, viel relativiert oder es werden den Betroffenen Hoffnungen suggeriert, die sich dann in einem späteren Verlauf jedoch als Nebelkerzen darstellen,
so z.B. bei dem Zitat des Berliner Erzbischofs Koch "bei Fällen, die in eine menschlichen Katastrophe gekommen sind, werden wir nachbessern".
Im ersten Moment denkt man, was für eine progressive Aussage, dann fragt man sich, wie definiert man solche Fälle? Und noch später wird einem klar, dass diese Aussage, doch nur "lauwarme Luft" war.
Das Rechtssystem gibt uns kaum Möglichkeiten in die Hand, denn solange die strafrechtlichen Verjährungsfristen nicht abgeschafft werden, kann die Kirche so weiterverfahren, wie sie es tut.
Die Staatsanwaltschaften scheinen eine prokirchliche Haltung einzunehmen und Justizministerin Barley nimmt sich dem Thema nicht an, aus welchen Gründen auch immer, man kann nur spekulieren.
Wir Betroffene von sexuellen Missbrauch stehen ohnmächtig und fassungslos da. Einige kämpfen für ihr Recht, manche von ihnen auch öffentlich, sie tun dies jedoch alleine. Es ist ein ungleicher Kampf, David gegen Goliath. Solange sich nichts ändert, wir Betroffene uns nicht zusammentun um den Kampf gemeinsam zuführen und auszutragen, wird dieses Mal wohl Goliath gewinnen.





Sendung DLF vom 03.12.

Hier geht es zu der Webseite des Deutschlandfunks - zu der Sendung vom 03.12.2018.
In diesem Bericht geht es um meinen Missbrauchsfall.

DLF Leben nach den Missbrauch


Schreiben von Do Bo

Gestern erhielt ich eine E-Mail vom Missbrauchsbeauftragten des Ordens des Salesianer Don Boscos, mit einer Ablehnung einer erneuten Anerkennungszahlung.
Eine erneute Anerkennungszahlung war und ist überhaupt nicht meine Intention, sondern eine Wiedergutmachungsleistung.
Den Brief und meine Antwort findet ihr unter Dokumente.

Opfer haben gute Chancen auf Schadensersatz

Aus der Presseinformation des Deutschlandfunks vom 21.11.2018:

Auszug:

Der Hamburger Jura-Professor Reinhard Merkel hat Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Amtsträger ermutigt, Schadensersatzansprüche geltend zu machen.
Das sei auch dann möglich, wenn der Täter nicht mehr am Leben sei, erklärte Merkel im Deutschlandfunk.
„Ich meine, die Chancen wären gut, wenigstens einen Schadensersatzanspruch in Verbindung mit einem fairen Anspruch auf Schmerzensgeld von der Kirche einzuklagen“, so Merkel.
Das richte sich nicht nur gegen den jeweiligen Täter, sondern auch gegen die Institution. Die Institution „treffe gegebenenfalls ein eigenes Verschulden, mindestens ein Überwachungsverschulden“. Überwachung hätte sexuellen Missbrauch unmöglich gemacht oder deutlich erschwert, so Merkel.

Anmerkung meinerseits:
"Ein weiterer Aspekt liegt auch in der Aufsichts- und Fürsorgepflicht, welche die Institutionen gegenüber ihren anvertrauten Kindern innehatten".

Lenny

Heute ist ein lieber wahrer Freund, aus der Do-Bo Zeit, verstorben.
Seine Kindheit war geprägt von Missbrauch und übelster dunkler Pädagogik, doch er hat sich nicht unterkriegen lassen.
Ich danke Dir für Deine Freundschaft und Dein Angebot mir zu helfen.
Ich wünsche Dir, dass Du jetzt an einem besseren Ort bist.
Danke Dir Lenny.


Hl. Messe 18.November

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Zur 08:00 Uhr Messe in die katholische Kirche St. Joseph,
Yahwe vergib mir.
Das Thema Missbrauch wurde in einem allgemein verfassten Gebet nur mit einem Satz erwähnt. Kein explizites Gedenken in der Frühmesse.
In der Predigt jedoch, die sich um Gerechtigkeit und Liebe drehte, mit drei Beispielen, wurde meine Aufmerksamkeit geweckt.
Im dritten Beispiel ging es um Johannes Bosco. Ich hätte am liebsten laut aufgeschrien doch ich beließ es bei feuchten Augen.

geleakte Predigt

Hier eine geleakte Rohfassung für eine Predigt zum Gedenktag am 18. November.


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Auszug aus dem Gebetstext zum 18. November, zu finden unter https://www.dbk.de/themen/sexueller-missbrauch/gedenktag/

"Wir bekennen vor dir
das Wegschauen, Schweigen und Nichtstun derer, die die Taten geahnt haben und ahnen."

Ich vervollständige die Zeilen:

"Wir bekennen vor dir
das Wegschauen, Schweigen und Nichtstun derer, die die Kinderseelen zerstört haben und deren Leben."

"Wir bekennen vor dir
das Hinhalten, Schweigen und Nichtstun derer, die die Fürsorgepflicht innehatten und haben."

"Wir bekennen vor dir
das Taktieren, Ignorieren und Nichtstun derer, die für Entschädigungszahlungen zuständig sind und negieren."

"Yahwe, höre unsere Klagen
und schütte über die Entscheidungsträger den Kelch der Weisheit
sowie den Kelch der Empathie aus."

Mann, Sieber! -Kirchengericht-

In der Comedysendung "Mann, Sieber!" wurde heute unter anderem das Thema Missbrauch behandelt.
Eigentlich traurig, aber in einer Einspielung sehr gut dargestellt.
"Wie konntest Du den Pfarrer (Pater, Priester) so in Versuchung führen"….."er (der Pfarrer, Pater, Priester) leidet jetzt sein ganzes Leben darunter", geniale Umkehrung der Sachverhalte.

18. November

Ich will nicht, dass die Kirche meinen erlebten Missbrauch zum Anlass des Gedenkens nimmt.
Ich will, dass die Kirche, in meinem Fall der Orden Salesianer Don Boscos, die Opfer ernst nimmt und nicht Vergebung im Gebet sucht.
Das Leid, welches die Opfer von Missbrauch ihr Leben lang in sich tragen, lässt sich nicht durch Gebete wegzaubern.

Um dieses deutlich zu machen, sollten sich Betroffene zusammentun und am Sonntag, den 18. November zur Messe vom Erzbischof Koch gehen und sagen, dass wir kein Gedenken brauchen, sondern den Willen der Kirche den Opfern eine angemessene Entschädigung zukommen zulassen.

Interview

Heute wurde ich von einem sehr netten Reporter des Deutschlandfunks zu dem Thema "eigener Missbrauch" interviewt.
Wann der Beitrag "On Air" sein wird, steht noch nicht fest.

Gedenktag

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Ah ja, das ist ja mal eine Wahnsinns-Idee der Bischöfe.
Wir gedenken den Opfern, erteilen in unseren Gebeten vielleicht auch Absolution.
Was soll der Hohn? Was steckt hinter dieser Idee?
Und, wie wird mit den "Opfern" umgegangen?
Es wird vertuscht, es wird auf Zeit gespielt oder noch schlimmer,
es wird nicht reagiert.
Ich denke, wir Betroffenen brauchen keinen Gedenktag, denn wir denken oft an das, was uns angetan wurde. Es gibt genug Trigger-Situationen, die alles wieder "lebendig" erscheinen läßt.
Anstatt zu "Gedenken" sollten die Bischöfe zuallererst über Wiedergutmachungen nachdenken.

Online

Heute geht diese Webseite (Blog) online.
Da ich weder von Seiten der Salesianer Don Boscos, noch von deren Missbrauchsbeauftragten wahrgenommen werde, so erscheint es jedenfalls, ist es Zeit Öffentlichkeit zu generieren.